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Bernd Kebelmann - Advent ohne Ankunft (Geheimwaffe Erika Picht) - Eine Winterreise an die rumänische Grenze im Dezember 1988





Lesung mit Musik in der Martin Luther Kapelle der
Evangelischen Auferstehungs Kirchengemeinde Potsdam
Mittwoch, den 15. Oktober 
Beginn: 19 Uhr
Eintritt frei


Im Rahmen der Würdigung einiger Potsdamer Persönlichkeiten, die nicht im Mittelpunkt stehen,
liest der blinde Autor Bernd Kebelmann, begleitet von einem Solomusiker,
aus seinem Erzählungsband „Jesus in der Samariterstraße“, dahlemer verlagsanstalt Berlin 2015,
die spannende Reiseerzählung „Advent ohne Ankunft“. Sie handelt von einer der damals häufigen Versuche, Lebensmittelspenden ins ausgezehrte Rumänien zu bringen, was nicht immer glückte.

Im Mittelpunkt des Textes steht die erste Brailleschrift-Schreibmaschine der Welt,
erfunden und gebaut von Oskar Picht aus Pasewalk, der lange Zeit seines Lebens als Direktor der Steglitzer Blindenschule, seinen Lebensabend aber im bekannten Blindenheim Potsdam-Rehbrücke verbrachte. Oskar Picht starb vor achtzig Jahren, am 15. August 1945 in Bergholz-Rehbrücke.
Auf dem Friedhof steht sein Gedenkstein.

Der Autor ehrt den Erfinder dieser Schreibmaschine für Blinde mit seiner besonderen Lesung.

Leseprobe aus „Advent ohne Ankunft“

Jáchymov - Joachimsthal

Zwanzig Prozent Gefälle. Serpentinen hinab bis nach Jáchymov, steil hinunter ins Böhmische Becken. Sonntagabend, sehr kalt. Sie warten, es dauert.
Wo nur der Lada bleibt? Zeit für die tiefen Geheimnisse, die den Ort hinterm Berg mit der Welt verbinden.
Das bekannte radonbad mit der Pechblende im Gestein. ein Glück verheißendes Mineral, aus dem die Polin Marie Sklodowska, verheiratete Curie,
sechsundachtzig Jahre zuvor in Paris die ersten zwanzig Milligramm radiumchlorid gewann, aus einer Tonne Blende. drei Tonnen wiegt der Wartburg, noch etwas mehr der Lada, die anhängerlast nicht gerechnet.
Erika Picht wiegt zwei Kilo, sechs weiße tasten zum Prägen der Punkte, die siebente schlägt ins Leere. ein silberfarbiges Chassis, der silbrig schimmernde Gusseisenkopf, der die negativform der sechs Punkte trägt.
Zwei tiefrote drehgriffe für die Walzen, auf denen das gelbliche Punktschriftpapier fest aufgewickelt wartet, um von den stählernen Stiften mit Brailleschrift geprägt zu werden.
Es ist eine für unerfahrene Augen und ungeübte Fingerspitzen völlig unleserliche Schrift. Vierundsechzig Jahre vor der Entdeckung des Radiums hat sie der blinde Franzose Louis Braille bei Paris entwickelt.
Der dritte im Bunde ist Oskar Picht, Mechaniker, Blindenlehrer, später Anstaltsdirektor in Steglitz. er wuchs weiter nördlich, in Pasewalk, Vorpommern, auf.
Fast gleichzeitig mit der Radium-Entdeckung begann er mit seiner Erfindung. dafür bekam er 1907 auf der Schreibmaschinenausstellung in Venedig eine Goldmedaille.
Pechblende, Blindenschrift, Punktschriftmaschine, das strahlende und das zeichenhafte, das gebaute und das mechanische, das chemische und geographische, das tastbare Element.
endlich, der Lada ist da! er wurde lange und gründlich vom Zöllner kontrolliert. Zwei Autos in Richtung Bulgarien, in diesem kurzen abstand, bemerkenswert auch die Ladung, zwei Zentner Mehl, ein Zentner Zucker, alles sehr verdächtig.
Ende der Leseprobe.



Lesebühne Schwarze Katze

Terzo Mondo

Lesebühne Schwarze Katze am Dienstag 28. Oktober im Terzo Mondo!

Dienstag, den 28. Oktober, Beginn 19 Uhr
Hochzeit mit Hasenpfote
Ulrike Gramann und Katrin Heinau (beide Berlin)
lesen phantastische, matriarchale Texte von geheimnisvollen
menschlichen und nicht-menschlichen Wesen
aus ihren aktuellen Büchern
Bernd Kebelmann moderiert.

Eintritt frei –Buchkauf möglich - Spenden erwünscht
© Bernd Kebelmann 2025


 © Bernd Kebelmann 2025








Stand: Oktober 2024